Liebe Leserin, lieber Leser,

Sonntag, den 26. Januar, vormittags um 10.45 Uhr, während in der Stiftskirche der Trauergottesdienst für die Opfer des Anschlags im Park Schöntal gefeiert wurde und an vielen anderen Orten zur gleichen Zeit Sonntagsgottesdienste stattfanden, fuhr durch Aschaffenburg-Leider ein schwarzer Pkw. Auf seinem Dach eine Lautsprecheranlage, aus der gegen die freiheitliche Demokratie gehetzt wurde, die unseren Staat seit 1945 auszeichnet, das übliche „Merkel-Bashing“ inklusive. Und das alles begleitet von einem Fahrzeug der Polizei! Der Staat, mitverantwortlich für die Sonntagsruhe am Sonntagvormittag, setzt sich schützend ein für eine laute Störung mit rechtsradikalem Inhalt!

Am schlimmsten aber der Ton: voller Hass gegen Menschen, die aus großer Not zu uns kommen und die, wenn sie von mordenden „Monstern“ hören, auch unausgesprochen mit diesen verglichen werden. Müssen sie nicht voller Angst werden vor diesem Deutschland, in das sie kamen, weil sie endlich ohne Angst sein wollten? Mir drängt sich der Verdacht auf, die Rechten wollen mit ihrer Hetze geradezu provozieren, dass noch mehr so etwas passiert wie in Aschaffenburg, Solingen und Magdeburg, um bald wieder ungehindert schreien zu können: „SA marschiert“.

Das kam mir in den Sinn, als das schwarze Fahrzeug mit dem schwarzen Paket auf dem Dach, aus dem das einschüchternde Gedröhn herauskam, durch den Dreispitz fuhr. Und die Polizei, die solche Unternehmungen zu solch einer Zeit eigentlich verhindern müsste, macht mit. 

Ein frommes, beschwichtigendes, versöhnliches Wort hinterher? Nein danke, heute nicht!

Ihre Susanna Arnold-Geißendörfer